Die selbsterfüllende Prophezeiung ist kein Mythos und nimmt großen Einfluss auf dein Leben. In vielen Bereichen kannst du deine Ziele damit beeinflussen – positiv oder negativ. Ich zeige dir, was es mit diesem Phänomen auf sich hat, wie auch dein Umfeld mitbestimmt und wie du in Zukunft deine Erwartungshaltung positiv steuern kannst.
Keine Sorge, dieser Begriff ist weit weniger spirituell, als du vielleicht annimmst. Daher eine kurze Erklärung:
Bei der sich selbst erfüllenden Prophezeiung handelt es sich um eine psychologische Erscheinung, die unser eigenes Verhalten stark beeinflussen kann.
Oder anders formuliert: Indem wir ein bestimmtes Verhalten oder Ereignis erwarten, tragen wir selbst dazu bei, dass genau das auch wirklich eintritt.
Vielleicht klingt es für dich weiterhin abstrakt. Ich verdeutliche es anhand von zwei Beispielen:
Ich bin bereits im Kindesalter davon ausgegangen, dass ich zu dick bin. Als Kind war ich nicht nur größer als meine Mitschüler, ich sah auch älter aus. Mein Körperbau war einfach ein Stück weiter als bei den meisten anderen.
Dadurch habe ich mich immer „dick“ gefühlt, obwohl das gar nicht stimmte. Wenn ich heute Fotos von mir aus dieser Zeit sehen, kann ich nur den Kopf schütteln.
Doch damals habe ich diese Rolle ungefragt angenommen: Ich bin die Dicke.
Das führte mit der Zeit dazu, dass sich auch mein Essverhalten an diese Rolle angepasst hat. Natürlich habe ich mehr als meine Mitschüler gegessen, denn schließlich wog ich mehr.
Das ging so lange, bis ich wirklich übergewichtig wurde. Ich habe mir sozusagen selbst so lange diese Tatsache vorausgesagt, bis sie wirklich eingetreten ist.
Das zweite Beispiel kennst du vielleicht auch. Du nimmst dir vor, deine Ernährung umzustellen und einige Kilos zu verlieren. Aber insgeheim glaubst du nicht daran. Schließlich hast du es bereits so oft versucht und bist immer gescheitert. Warum sollte es plötzlich klappen?
Du wünschst es dir zwar, hast aber keine Hoffnung, dass die gewünschte Veränderung wirklich passiert.
Indem du an dir zweifelst, verurteilst du die ganze Aktion zum Scheitern. Du prophezeist dir dein Versagen und letztendlich tritt es auch ein.
Eine selbsterfüllende Prophezeiung ist also eine Erwartungshaltung, die Einfluss auf dein Verhalten und dadurch auf deine Ziele hat.
Das passiert in vielen Lebensbereichen, aber vor allem in der Ernährung spielt diese selbst gemachte Voraussage eine große Rolle.
Mittlerweile gibt es zahlreiche Studien, die genau diese Erwartungshaltung untersucht und als Tatsache bewiesen haben.
Der sogenannte Placebo Effekt ist dir sicher ein Begriff – und nichts anderes als eine selbsterfüllende Prophezeiung.
Dieser Effekt beschreibt die Heilung durch eine positive Erwartung. Um das du bestätigen, wurden in der Medizin Testpersonen mit dem gleichen Leiden, zum Beispiel Schmerzen, in zwei Gruppen unterteilt.
Eine Gruppe bekam ein Medikament, das diese Schmerzen lindert. Die andere Gruppe erhielt ein Präparat ohne medizinische Wirkung.
Die Testpersonen wissen jedoch nicht, in welcher Gruppe sie sind und gehen daher einfach davon aus, das Medikament mit Wirkung bekommen zu haben. Nun konnten Forscher beobachten, dass auch die Personen, die das wirkungslose Medikament eingenommen hatten, von einer eine Besserung der Symptome berichteten. Die Schmerzen schienen ebenfalls zurückgegangen zu sein.
Das ist auf die selbsterfüllende Prophezeiung zurückzuführen. Durch die positive Erwartung und die Vorfreude haben die Patienten ihren Körper beeinflusst.
Wenn wir uns auf etwas freuen und voller Hoffnung sind, schüttet unser Belohnungszentrum Glückshormone, die sogenannten Endorphine aus. Diese Endorphine wiederum haben eine schmerzlindernde Wirkung.
Das bedeutet: Erwarten wir Besserung und freuen uns darauf, dann wird ein Prozess in unseren Körper ausgelöst, der tatsächlich helfen kann.
Natürlich ist der Placebo Effekt keine wirkliche Heilung und tritt nur bedingt ein. Aber es ist ein Beweis, dass Menschen sehr wohl durch eine – in diesem Fall positive – Überzeugung ihr Leben beeinflussen können.
Glücklicherweise ist dein Ernährungsverhalten keine Krankheit, sondern eben eine Handlungsweise. Die lässt sich durch eine sich selbst erfüllende Prophezeiung besonders gut steuern.
Doch leider auch sehr leicht ins Gegenteil. Dann spricht man im Fachjargon vom sogenannten Nocebo Effekt. Das bedeutet: Durch eine negative Erwartungshaltung schadest du dir.
Auch in diesem Bereich gab es in der Medizin bereits einige Experimente. Testpersonen haben ein wirkungsloses Medikament erhalten mit der Aussage, dass sie sich davon wahrscheinlich übergeben müssen.
Tatsächlich ist das dann bei ungefähr 80 % der Testpersonen auch exakt so passiert und sie mussten in der darauffolgenden Nacht spucken.
Auch dieser Effekt wird durch Hormone gesteuert. In diesem Fall wird der Körper mit Stress- und Angsthormonen überschwemmt, die das Verhalten eintreten lassen, dass du dir selbst eingeredet oder vor dem du Angst hast.
Doch nicht nur deine eigene Erwartungshaltung kann sich stark auf dein Verhalten auswirken. Auch dein Umfeld ist für deinen Erfolg oder Misserfolg verantwortlich – vor allem in der Ernährung.
In meinem Blogbeitrag „Wie dein Umfeld dein Ernährungsverhalten beeinflusst“ bin ich bereits ausführlich darauf eingegangen.
Die selbsterfüllende Prophezeiung wird also auch von außen gesteuert. Dazu gibt es ebenfalls eine bekannte Studie, die von Robert Rosenthal durchgeführt wurde und den sogenannten Pygmalion Effekt behandelt.
In diesem Experiment teilte man einer Lehrerin mit, dass einige ihrer Schüler hochbegabt sind. Diese Schüler wurden vorher beliebig ausgewählt und waren nachweislich normal entwickelt.
Nach einem Jahr wurde ein Leistungstest mit einem überraschenden Ergebnis durchgeführt. Die angeblich hochbegabten Schüler schnitten deutlich besser ab als der Rest der Klasse. Dabei waren sie nicht schlauer.
Die Lehrerin hat sich jedoch diesen Schülern gegenüber anders verhalten. Sie ist mit anderen Erwartungen an diese Gruppe herangetreten, hat sie mit Zusatzaufgaben besonders gefördert und sie dadurch motiviert, mehr zu lernen.
Dementsprechend ist die Leistungssteigerung höher gewesen als bei dem Rest der Klasse.
Die Erwartungshaltung von anderen nimmt also sehr wohl Einfluss auf dein Verhalten – positiv, aber auch negativ.
In der Ernährung wird dein Essverhalten besonders durch deine Eltern geprägt. Deren Erwartungshaltung prägt uns für die Zukunft.
Wenn deine Eltern dich von Kind auf ermutigen, selbst Einfluss auf deine Ernährung zu nehmen und dich für gesunde Entscheidungen loben, dann prägt das dein Selbstbild. Du bist stolz, dass du dein Essen scheinbar selbst richtig wählen kannst und entwickelst eine gesunde Beziehung zur Nahrung und Portionsgröße.
Sind deine Eltern hingegen immer besorgt um dein Gewicht und passen besonders darauf auf, dann übernimmst du das ebenfalls. Das kann dann entweder in Übergewicht oder sogar in einer Essstörung enden, wenn die Sorge deine Eltern zu groß wird und du dein Essen daher lieber völlig minimierst.
Doch wie kannst du die sich selbst erfüllende Prophezeiung nun nutzen, um dein eigenes Ernährungsverhalten umzustellen und endlich deine Ziele zu erreichen?
Die Erklärung ist zwar einfach, bedarf aber wie viele Tipps in der Ernährungspsychologie Zeit und Geduld.
An erster Stelle steht zunächst, deine Erwartungshaltung positiv auszurichten. Du hast bei jedem Projekt aufs Neue die Freiheit, selbst zu entscheiden, mit welcher Einstellung du dran gehst.
Viele von uns sind immer besonders realistisch, dadurch sogar schon fast pessimistisch. Ich weiß daher, wie schwer es in der Realität ist, bei jedem Vorhaben optimistisch und ohne Vorhaltungen zu starten. Doch mit dem Hintergrundwissen zur selbsterfüllenden Prophezeiung weißt du, dass es sich lohnt, daran zu arbeiten.
Mein wichtigster Tipp: Erlaube dir zu träumen!
Oft bist du in deiner eigenen Blase gefangen und glaubst nur das, was du bereits erlebt hast. Es fällt dir schwer, dir darüber hinaus einen anderen Ausgang vorzustellen.
Aber dir dein Wunschergebnis zu erträumen, ist ausdrücklich erlaubt und erwünscht. Glaube an dich selbst und dass du immer wieder Ziele erreichen kannst, die in weiter Ferne liegen.
Vielen Menschen hilft es in solchen Fällen, die Erwartungen konkret aufzuschreiben. Ich gebe dir dazu drei Fragen, die dir bei der Ausformulierung helfen können:
Schnappe dir also Stift und Papier und nimm dir Zeit, die drei Fragen ehrlich zu beantworten und daraus deine sich selbst erfüllende Prophezeiung zu formulieren.
Danach kannst du das zusätzlich noch einmal visualisieren. Halte dir vor Augen, wie dein Leben nach Erreichen deines Ziels aussehen wird.
Wie wird es sich für dich anfühlen und wie wird dein Umfeld auf dich reagieren?
Zum Schluss möchte ich dir dazu auch noch einen Ratschlag geben. Deine Familie und deine Freunde haben großen Einfluss auf dein Leben und darauf, ob du deine Ziele erreichst.
Daher: Gehe achtsam mit deinem Umfeld um und prüfe, mit wem du eigentlich deine Zeit verbringst. Hinterfrage ruhig, ob dir gewissen Menschen überhaupt guttun und ob du deine Beziehungen nicht ein wenig ändern solltest, wenn das nicht der Fall ist.
Die selbsterfüllende Prophezeiung nimmt großen Einfluss auf dein Leben. Doch du bist immer selbst dafür verantwortlich, ob du mit positiver oder zweifelnder Energie an deine Projekte herangehst. Wie bist du bisher mit deiner Erwartungshaltung umgegangen? Ich freue mich auf deinen Kommentar.