Ein gesundes und natürliches Ernährungsverhalten, frei von Heißhungerattacken und übermäßigem Essen ist das Ziel vieler Leute. Doch häufig sieht der Alltag anders aus – wir schlemmen ohne wirklich hungrig zu sein und verurteilen uns anschließend selbst dafür. Doch wie kommt es überhaupt soweit, dass wir entgegen unserer Vorsätze handeln? Unser Ernährungsverhalten ist sehr komplex und wird durch viele Faktoren beeinflusst. Heute nehme ich unter die Lupe, wie das Umfeld unsere Ernährung beeinflusst und wie wir dies möglicherweise sogar für uns nutzen können.
Ich würde von mir selbst behaupten, eine gesunde Beziehung zum Essen zu haben. Dennoch habe auch ich kein perfektes und dauerhaft konstantes Ernährungsverhalten. Hin und wieder gibts es auch noch Momente in denen mich meine frühere Ernährungsweise einholt. Solch einen Moment hatte ich letzte Woche, als ich in meine Heimat gefahren bin, um meine Eltern zu besuchen. Kaum angekommen verfiel ich meiner alten Verhaltensweisen. Ich aß ohne wirklich hungrig zu sein, war nicht achtsam während ich die Mahlzeiten zu mir nahm und achtete auch nicht auf meine körperlichen Signale. Doch woher kommt es, dass wir ab und zu all unsere Prinzipien hinter uns lassen und wie auf Knopfdruck anfangen völlig unkontrolliert zu essen?
Als ich meine Heimat nach wenigen Tagen wieder verließ und im Bus in Richtung Berlin saß, reflektierte ich die letzten Tage nochmals. Mit dem Wissen, dass unser Ernährungsverhalten das Resultat verschiedener Auslösereizer ist, suchte ich genau danach. Was hat mich dazu veranlasst mehr zu essen als ich es sonst tat?
Letztendlich kam ich zu dem Ergebnis, dass vor allem das andere Umfeld einen bedeutenden Einfluss auf mich und mein Ernährungsverhalten hatte. Während ich in Berlin mit meinem Freund zusammen lebe, der sehr gesundheitsbewusst lebt und viel Sport treibt und mich dabei unterstützt Gewicht zu verlieren, habe ich mich in meiner Heimat mit vielen alten Freunden getroffen, die weniger Wert auf ihre Ernährung legen. Wir trafen uns auf ein Stückchen Kuchen und gingen gemeinsam Pizza essen. Ich ließ mich schnell mitreißen und passte meine Ernährungsweise innerhalb kürzester Zeit wieder an. Doch nicht nur mir ergeht das so, tatsächlich spricht man davon, dass der Mensch die Summe der 5 Menschen ist, mit denen er sich umgibt. Wir passen uns unseren Mitmenschen für gewöhnlich recht schnell an und übernehmen deren Verhaltensweisen. Umso wichtiger ist es, bewusst unter die Lupe zu nehmen, mit wem wir am meisten Zeit verbringen.
Es gibt verschiedene Menschentypen, die unterschiedliche Einflüsse auf uns haben – einige sind positiv und andere eher negativ. Meist findet diese Beeinflussung nicht mutwillig statt, sondern ist das Ergebnis der zwischenmenschlichen Interaktion. Umso wichtiger ist es darauf zu achten wer uns gut tut und wer nicht.
Es gibt Menschen, die uns unterstützen und als eine Art Energiequelle dienen, aus der wir unsere Motivation schöpfen. Im Kontrast dazu gibt es aber auch Energiefresser, die uns ausbremsen und uns dauernd Steine in den Weg legen. Anstatt uns zu unterstützen konfrontieren sie uns mit Fragen und Aussagen wie „Muss das sein?“ „Geht das nicht anders?“ “Ich glaube nicht das du das schaffen wirst!“ Auch ihr eigenes Verhalten, wie beispielsweise ihr Ernährungsverhalten, färbt stark auf uns ab.
Daher ist es sehr wichtig zu erkennen, wer uns stärt und wer nicht. Vor Allem in Phasen der Veränderung, wenn wir beispielsweise versuchen Gewicht zu verlieren, ist es umso wichtiger sich mit Menschen zu umgeben, die an einen glauben.
Es gibt Personen, die einen schlechten Einfluss auf uns haben und dafür sorgen, dass wir von unserem Weg abkommen. Die Personen müssen wir nicht endgültig aus unserem Leben verbannen, doch wenn wir merken, dass wir aufbauende Worte brauchen, sollten die Personen nicht die Ansprechpartner erster Wahl sein. Hier sind einige Beispiele:
Der Pessimist ist ein Negativ-Denker. Wenn wir uns beispielsweise vornehmen an unserer Ernährung zu arbeiten, wird der Pessimist all seine Bedenken äußern und uns mit Sätzen konfrontieren wie “du bist bisher jedesmal gescheitert, glaubst du wirklich, dass du es diesmal schaffst deine Ernährung umzustellen?”
Versuchen wir es dennoch und haben zwischendurch einen Tag der nicht nach Plan läuft, so wird der Pessimist diesen Tag sofort hervorheben und betonen wie richtig er doch lag. Doch was ist mit alle den Tagen an denen es uns gelungen ist gesünder zu essen? Pessimisten sind gut darin das Negative hervorzuheben. Haben wir jedoch vor unser Leben in die positive Richtung zu lenken, sollten wir einen großen Bogen um die negativ Denker machen.
Der Kritiker hat immer etwas auszusetzen. Fangen wir an Sport zu treiben, so hat er etwas an unserer Sportart auszusetzen oder er findet es nicht gut, dass wir durch unser neues Hobby weniger Zeit für ihn haben. Kritiker sind Leute, die einfach alles kritisieren und schlecht machen und es wahrscheinlich nicht mal besser wissen. Sie wollen immer ihr Senf dazugeben, egal ob er gefragt wird oder nicht. Häufig ist es die eigene Unzufriedenheit die der Kritiker auf seine Mitmenschen projiziert. Wir sollten uns von solchen Aussagen keineswegs von unserem Weg abbringen lassen. Stattdessen sollten wir auf unser Bauchgefühl hören und dem folgen, was wir für richtig halten. Wenn wir merken, dass uns die Meinung des Kritikers so stark beeinflusst, dass wir uns selbst nicht mehr treu bleiben, kann es auch hilfreich sein vorübergehend auf Abstand zu gehen.
Der Verführer glaubt zu wissen, was das Beste für uns sei. Zwar haben sie Recht mit Aussagen wie “das eine Stück Kuchen wird dich nicht gleich dick machen”, doch nimmt man solche Angebote fünf mal am Tag an, so wird sich der Kuchen bald auf den Hüften sichtbar machen. Im Grunde genommen möchte der Verführer uns nichts Böses – im Gegenteil! Er möchte uns den Druck nehmen immer funktionieren zu müssen und will uns etwas Gutes tun. Verführer sind sogar häufig Leute die uns nah stehen und nur das Beste für uns wollen, wie zum Beispiel die geliebte Großmutter, die immer eine Tafel Schokolade für uns in der Vorratskammer bereithält. Hierbei ist es wichtig genau darauf zu achten, was man selbst wirklich will, und was nicht. Viel zu häufig tendieren wir dazu aus Höflichkeit „ja“ zu sagen. Wir sollten nicht davor zurückschrecken auch mal „nein“ zu sagen, wenn wir zum Essen verführt werden aber eigentlich gar nicht hungrig sind
Neben den negativen Quellen gibt es natürlich auch positive Energiequellen, die uns auf unserem Weg unterstützen und uns auffangen wenn wir mal fallen. Dabei handelt es sich um Menschen, die wissen an welchen Schrauben sie drehen müssen, um uns zu motivieren. Hier sind einige von ihnen:
Der Optimist ist jemand der sagt: „Natürlich kannst du das schaffen, ich glaube an Dich.“ Selbst wenn das Ziel hochgesteckt ist und der Weg dahin steinig wird, können wir auf den Optimisten zählen. Und sollten wir das Ziel beim ersten Versuch verfehlen, so wird der Optimist uns immer wieder aufbauen, sodass wir die Motivation entwickeln es ein zweites und ein Drittes mal zu versuchen – bis wir es schaffen. Mit einem Optimisten an der Seite wächst man schnell über sich selbst hinaus und erreicht Dinge, die man zuvor für unmöglich gehalten hatte. Wer also an sich selbst und seinen Fähigkeiten szweifelt, sollte unbedingt Ausschau nach einem Optimisten halten.
Der wertschätzende Mensch ist jemand, der uns als Person, sowie unsere Leistungen sehr wertschätzt und uns häufig mit aufbauenden Komplimenten stärkt. Anstatt uns mit Neid zu begegnen, würdigt er unseren Erfolg und stärkt unser Selbstbewusstsein somit enorm. Haben wir beispielsweise die ersten 5 Kilo abgenommen, so wird die wertschätzende Person die erste sein, die uns für diesen Erfolg gratuliert und uns gut zuspricht.
Der Coaching Typ schafft es die maximale Leistung aus uns heraus zu kitzeln. Sie bringt uns über unsere eigenen Grenzen hinaus und erweitert somit unseren Horizont. Haben wir so jemanden in unserem Umfeld, können wir uns sicher sein, dass ein Scheitern fast unmöglich ist. Der Coaching Typ hilft uns nicht nur dabei die nötige Motivation zu finden, sondern nimmt sich Zeit um gemeinsam mit uns Lösungsstrategien zu entwickeln, damit die Umsetzung unserer Vorsätze noch leichter fällt.
Grundsätzlich gilt: Suche Dir bewusst aus, mit wem Du Dich täglich umgibst. Du bist der Durchschnitt von den 5 Menschen mit denen du am meisten Zeit verbringst. Das Verhalten der Menschen in Deinem Umfeld färbt stark auf dich ab. Verbringst du viel Zeit mit Pessimisten, wird der glaube an dich selbst möglicherweise schwinden, weil du stets das Worst-Case-Szenario vor Auge hast. Umgibst du dich hingegen mit Optimisten, wirst du beginnen optimistisch zu denken und auch hochgesteckt Ziele in angriff zu nehmen. Umgebe dich deshalb mit Menschen, die Dir guttun und dich Dich unterstützen.
Es kann auch hilfreich sein sich mit Menschen zu umgeben, die ähnlich Ziele haben, sodass man sich gegenseitig stützen kann. Solltest du auf der Suche nach Gleichgesinnten sein, die sich ebenfalls mit der Ernährungspsychologie auseinandersetzten und daran arbeiten ihr Ernährungsverhalten zu optimieren, schaue gerne mein meiner Facebook Gruppe Ernährungspsychologie leicht gemacht vorbei.
1 Comment
Ich bin umgeben von Kritikern, manchmal hab ich das Gefühl, dass niemand es mir gönnt schlank zu sein! Danke für die Impulse, ich werde zukünftig mal bewusster hinterfragen mit wem ich meine Zeit verbringe und wer mir wirklich gut tut.