DÜNNE DICKE: WARUM SCHLANK NICHT UNBEDINGT GESUND HEISST

Schlanke Menschen sind grundsätzlich gesund und glücklich. Das dachte ich als Person, die ihr Leben lang mit dem Gewicht gekämpft hat, jedenfalls lange Zeit. Aber die Realität sieht manchmal anders aus, wie ich lernen durfte. Ich zeige dir, was sich hinter dem Begriff der sogenannten “dünnen Dicken” versteckt und warum manche Menschen zwar schlank, aber trotzdem nicht gesund und glücklich sind. Außerdem will dir Mut zusprechen, dein eigenes Ernährungsverhalten zu hinterfragen.

 

SCHLANK = GESUND? WAS SIND DÜNNE DICKE?

Dünne Dicke – eine Bezeichnung, die du vielleicht noch nicht gehört hast. Hinter diesem Begriff verstecken sich sogar zwei Phänomene, die ich dir gerne erklären möchte:

 

Physiologisch dünne Dicke

Für die dünnen Dicken im physiologischen Sinne gibt es im Englischen eine eigene Bezeichnung: TOFI. Das bedeutet „Thin on the Outside, Fat on the Inside“. Es beschreibt also eine Person, die nach außen hin schlank ist und auch einen BMI-Wert im Normalbereich besitzt.

Untersucht man aber die Körperzusammensetzung genauer, stellt man einen hohen Fettanteil fest. Das ist die Folge eines ungesunden Lebensstils. Unausgewogene Ernährung und dazu wenig Bewegung. Da diese Personengruppe nicht offensichtlich an Gewicht zunimmt, gibt es auf den ersten Blick aber gar keinen Grund, das eigene Essverhalten zu überdenken oder gar zu ändern.

Doch ernährungsbedingte Krankheiten sind bei TOFIs nicht selten. Bluthochdruck oder ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte treten häufig auf – eigentlich alles Krankheitsbilder, die sonst übergewichtigen Menschen zugesprochen werden. 

Doch der hohe Fettanteil im Körper führt zur Verfettung der Organe, die anschließend die oben genannten Erkrankungen auslösen können. Aus diesem Grund zählen die TOFI´s ebenfalls zur Risikogruppe – meist jedoch ohne es zu wissen.

 

Psychologisch dünne Dicke

Es gibt jedoch noch eine weitere Personengruppe, die ebenfalls als dünne Dicke betitelt wird. Hierbei handelt es sind um Personen, die aufgrund ihres Ernährungsverhaltens eigentlich übergewichtig sein müssten. Doch durch exzessiven Sport, ein sehr hohes Maß an Selbstdisziplin und strenge Diäten nach ihren Essattacken, können sie ihre schlanke Linie halten.

Nach außen wird ein klares Bild ausgestrahlt: Die Person ist schlank und gesund! Sie hat ein strukturiertes und vor allem glückliches Leben.

Doch im Inneren ist die Wahrheit eine ganz andere. Innerlich führen die dünnen Dicken einen unerbittlichen Kampf mit sich selbst und stehen unter einem enormen Leidensdruck, der sich auch auf die Lebensqualität auswirkt. Sie haben eine ungesunde Beziehung zum Essen, die sie immer wieder einholt.

Häufig gehen wir davon aus, dass alle schlanken Menschen eine gesunde Beziehung zum Essen haben. Doch die dünnen Dicken leiden unter genau den gleichen Problemen im Essverhalten, wie auch übergewichtige Personen. 

Das bedeutet konkret: Auch emotionales Essen, Heißhunger, heimliches oder nächtliches Essen, zu große Portionen und Völlegefühl sind keine Seltenheit. 

Auch bei dieser Personengruppe wird der gesamte Tagesablauf von der Ernährung geprägt. Sie denken ständig über das Essen nach und haben eine ungesunde Einstellung zu diesem Thema.

 

 

SCHLANK BEDEUTET NICHT GLEICH GESUND: WIESO DIE DÜNNEN DICKEN NICHT ZUNEHMEN

Schlanke Menschen sind nicht immer gesund und leiden ebenso unter Heißhungerattacken und Co., wie übergewichtige Personen. Doch warum nehmen manche davon zu und andere wiederum nicht?

Der wesentliche Unterschied liegt in der kognitiven Kontrolle. Sowohl die dünnen Dicken als auch übergewichtige Personen essen häufig mehr als nötig. Die Energiebilanz ist also positiv. Menschen, die es dabei belassen, nehmen daher zwangsläufig zu.

Doch die dünnen Dicken reagieren auf die zu hohe Kalorienzufuhr. Viele treiben anschließend übermäßig Sport, fasten einige Zeit oder halten strenge Diäten ein. Dadurch wird die Energiebilanz wieder ausgeglichen.

Beschreibt man das in einem Diagramm, haben übergewichtige Personen immer wieder einen Peak nach oben, während sich die Linie sonst im Normalbereich der Energiezufuhr befindet.

Bei dicken Dünnen gibt es sowohl einen extremen Ausschlag nach oben, als auch einen Peak nach unten, wodurch die Kalorien wieder aufgewogen werden.

Darüber hinaus gibt es noch einige Menschen, die eine so starke kognitive Kontrolle haben, dass sie Essattacken ganz unterdrücken können. Sie lassen also gar nicht erst zu, dass die Mahlzeit zu groß oder der Kühlschrank nachts geplündert wird.

Doch innerlich bleibt der Kampf der gleiche. Sie leiden ebenso unter dem Drang, häufig zu essen, sind aber so stark diszipliniert, dass es gar nicht erst so weit kommt. Schlank bedeutet also auch bei dieser Personengruppe nicht gleich gesund und zufrieden.

 

SCHLANK UND (NICHT) GESUND: DIE SCHATTENSEITEN DER KOGNITIVEN KONTROLLE

Auf den ersten Blick erscheint uns diese starke kognitive Kontrolle erstrebenswert. Jeder möchte gerne als strukturiert und willensstark wahrgenommen werden. Doch bei näherer Betrachtung wird schnell klar, dass schlank sein nicht bedeutet, dass man auch wirklich gesund und glücklich ist. 

In der Realität befinden sich die dünnen Dicken in einem ständigen Kampf gegen sich selbst, der an den Kräften zerrt. Auch wenn es diesen Personen innerlich nicht gut geht und die Lebensqualität enorm darunter leidet, zeigt der “Erfolg” des Schlankseins, dass dieses Ernährungsverhalten funktioniert, daher bleiben sie dabei. Koste es, was es wolle!

Aufhören oder die Lebensweise zu ändern kommt nicht infrage. Zu groß ist die Sorge vor einer Gewichtszunahme, egal wie groß der Leidensdruck ist.

WILLST DU DIR WEITER VORMACHEN, SCHLANK UND GESUND ZU SEIN?

Lass uns die Zeit ein wenig vordrehen. Wie willst du in fünf oder auch zehn Jahren leben? Möchtest du dich weiterhin jeden Tag einschränken und nur über deine Ernährung nachdenken? Wenn deine Antwort „Nein!“ lautet, dann möchte ich dir ein paar Gedankenanstöße dazu geben:

Du bist nicht allein!

Wie mit vielen anderen Ernährungsproblemen bist du auch damit nicht allein. Doch niemand spricht darüber. Keiner möchte gerne zugeben, dass er sich kontrolliert und eigentlich darunter leidet. Und man sieht es dir ja auch nicht an. Du bist ja schlank, daher scheinbar auch gesund und glücklich!

Doch es geht sehr, sehr vielen anderen auch so. Sei es dein guter Freund, den du für seine Disziplin bewunderst oder deine Fitnesstrainerin, die auch nach einem ganzen Tag Sport äußerlich noch motiviert scheint.

Ist es das wert?

Ich kann zu 100 Prozent verstehen, dass du Angst hast, dieses Ernährungsverhalten zu ändern. Es gibt dir schließlich Sicherheit und der körperliche Erfolg spricht für sich.

Aber wahrscheinlich hast du trotz der kleinen Zahl auf der Waage eine ungesunde Einstellung zum Essen, die du durch deine starke kognitive Kontrolle auf Dauer nicht lösen kannst. Möglicherweise verdrängst du es und bist insgeheim unglücklich.

 

SO WIRST DU SCHLANK UND WIRKLICH GESUND

Langfristig ist die dauerhafte Einschränkung keine Lösung. Daher möchte ich dich einladen, dir weitere Artikel auf meinem Blog durchzulesen oder durch meine anderen Podcastfolgen zu stöbern, damit du – Schritt für Schritt – wieder einen gesunden Umgang mit deinem Essen entwickeln kannst.

Versteh mich nicht falsch! Nicht jeder, der schlank ist, kämpft mit dem eigenen Ernährungsverhalten. Natürlich gibt es auch Personen, die schlank und gesund sind und die mit statt gegen ihren Körper arbeiten. Dazu gehört vor allem, auf den eigenen Hunger und das Sättigungsgefühl zu hören und das Ernährungsverhalten dementsprechend anzupassen. Das sollten wir uns auf jeden Fall zum Ziel nehmen!

Diese Veränderung wird mit Sicherheit nicht einfach. Es kann sogar sehr gut sein, dass du zunächst das eine oder andere Kilo zunimmst, weil du dich außerhalb deiner gewohnten Strukturen bewegst, in denen du jahrelang gelebt hast. 

Plötzlich wirst du dich wieder mit Situationen konfrontieren, die du sehr lange mit strikten Regeln und Verboten von dir weg geschoben hast.

Aber genau darum geht es! Lerne mit dir und deinen Bedürfnissen umzugehen. Lerne wieder Hunger zu spüren und aufzuhören, wenn dein Körper es dir sagt.

Vielleicht werden auch einige schmerzhafte Momente auf dich zukommen, zum Beispiel, wenn bestimmte Emotionen eine Essattacke auslösen. Dieser Weg ist definitiv nicht leicht!

Es wird möglicherweise auch Zeit in Anspruch nehmen. Du kannst Gewohnheiten, die du jahrelang praktiziert hast, nicht einfach ablegen. Aber ich verspreche dir: Es lohnt sich, dass du diesen Weg auf dich nimmst. Denn am Ende erwarten dich ein freieres Leben und ein freierer Umgang mit deiner Ernährung. Mehr zum Thema Gewohnheiten findest du hier.

Gerne möchte ich dir auch noch meine Facebook-Gruppe ans Herz legen. Dort kannst du in den Austausch mit anderen treten, die ebenfalls an einer Veränderung in ihrem Essverhalten arbeiten. Du kannst dir Tipps holen oder auch Aufmunterung, wenn du wieder in einer schwierigen Phase steckst. Auch ich bin dort immer zugegen und stehe dir mit Rat und Tat zu Seite!

 

Bist du schlank und gesund oder hast du dich in meinem Beitrag als dünner Dicker wiedergefunden? Vielleicht möchtest du heute den ersten Schritt wagen und uns an deiner Geschichte teilhaben lassen? Dann freue ich mich besonders auf deinen Kommentar.

 

 

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