Du denkst, Social Media hat nichts mit deinem Essverhalten zu tun? Oh doch! Ich verrate dir, wie sich die Nutzung deiner sozialen Kanäle auf die Psyche auswirkt und dabei dein Essverhalten verändern kann. Zusätzlich gebe dir drei praktische Tipps, wie du das in Zukunft verhindern kannst.
Social Media ist ein wahrer Zeitfresser. Du hängst viele Stunden vor deinem Bildschirm und merkst dabei gar nicht, wie die Zeit rast. Kürzlich habe ich das bei mir mit einer App getrackt und kam zu einem erschreckenden Ergebnis: Bis zu vier Stunden täglich verbringe ich auf Instagram und Co.!
Natürlich bin ich dort auch beruflich unterwegs, beantworte Fragen in meiner eigenen Facebook-Gruppe oder teile spannenden Neuigkeiten auf Instagram. Aber ehrlicherweise muss ich zugeben: Das macht nur etwa 15 % der Zeit auf Social Media aus.
Die restlichen Stunden konsumiere ich einfach nur, ohne zu hinterfragen, was mir das überhaupt bringt. Ohne darüber nachzudenken, ist es mittlerweile zur Gewohnheit geworden.
Doch ich bin damit keine Ausnahme. Die meisten Menschen lassen sich von den mehr oder eher weniger wichtigen Postings stundenlang ablenken. Doch wie beeinflusst das letztendlich unser Ernährungsverhalten?
Um das zu erklären, möchte ich die Nutzung von Social Media in zwei Bereiche aufteilen und dabei natürlich den Fokus auf dein Essverhalten lenken:
Das Schöne an Social Media: Wir können unterschiedliche Inhalte abgestimmt auf unsere Interessen konsumieren. Mit einem einfachen Klick bestimmst du, was auf deinem Bildschirm erscheint.
Dich zieht es in die Ferne und du liebst schöne Bilder aus den entlegensten Ecken der Welt? Kein Problem, es gibt zahlreiche Reiseblogger, die dir genau den Content liefern.
Du bist ein großer DIY Fan und möchtest am liebsten deine ganze Wohnung mit selbstgemachter Deko verschönern? Nichts leichter als das, denn viele Menschen haben dieses Talent und zeigen dir, wie du vorgehen musst.
Du gibst einer Person dein „like“, und sofort wird dir jemand anders vorgeschlagen, der du dann ebenfalls folgen kannst. Und ehe du dich versiehst, hast du mehrere Hundert Personen, deren Inhalte du jeden Tag siehst.
Wahrscheinlich folgst du auch einigen Personen, die sich mit Themen wie Ernährung und Körperbild beschäftigen, die viel Sport machen oder ein bestimmtes Essverhalten verfolgen.
Doch eins ist dir dabei sicher schon aufgefallen: Auf Social Media funktionieren nur die Extreme. Du siehst daher vor allem Menschen, die ganz extrem viel Sport machen und super definierte Körper haben. Oder die eine Ernährungsweise ganz konsequent durchziehen und sich keine Ausnahmen erlauben.
Extreme funktionieren eben extrem gut!
In den sozialen Medien ist einfach wenig Platz für Normalität, für Schwäche oder für Fehlbarkeit. Scheinbar will das niemand sehen.
Das bedeutet aber für dich, dass du den ganzen Tag vorrangig Inhalte siehst, die ziemlich krass sind. Somit wird das in deiner Wahrnehmung schnell zur Normalität. Du hast das Gefühl, dass eben alle extrem viel Sport machen, ganz streng ein bestimmtes Essverhalten verfolgen und überhaupt sind nur richtig schlanke Menschen gut und sehenswert.
Im direkten Vergleich schneidest du dann wahrscheinlich nicht besonders gut ab. Du fühlst dich vielleicht minderwertig oder als Versager – ganz unabhängig von deinem Gewicht.
Also fängst du an, dein Leben ordentlich umzukrempeln. Du dokterst an deinem Essverhalten und machst die ein oder andere Diät. Du meldest dich im Fitnessstudio an und probierst dich an verschiedenen Sportarten.
Bleibt das gewünschte Ergebnis aus, wirst du deprimiert und du bleibst in diesem Kreislauf der Social Media Welt hängen.
Es gibt sogar mittlerweile Forschungsansätze, die eine Verbindung zwischen häufiger Nutzung der sozialen Medien und Depressionen nachgewiesen haben. Dem dauernden Vergleich mit der schönen, perfekten Welt hält kaum jemand in der Realität stand. Wenn du noch weitere Infos zum Thema Vergleich mit anderen suchst, dann kannst du in meine Podcast-Folge 54 reinhören: Der ewige Vergleich – Warum das Vergleichen unseren Abnehmerfolg bremst.
Neben den Inhalten kann auch die reine Nutzung von Social Media dein Essverhalten verändern.
Du sitzt stundenlang vor deinem Smartphone oder deinem Laptop und trainierst dadurch unbewusst bestimmte Fähigkeiten, während dir andere sogar verloren gehen. Zwei dieser Fähigkeiten sind mir dabei besonders aufgefallen:
In den sozialen Medien wirst du im Sekundentakt mit neuen Impulsen und Sensationen berieselt. In nur zehn Sekunden kannst du virtuell in zehn verschiedenen Ländern sein. Ständig ploppt das nächste Bild auf und gefällt dir etwas nicht, dann scrollst du einfach weiter.
Du wirst dauerhaft auf höchstem Niveau unterhalten. Sobald du dein Smartphone jedoch weglegst, erwartet dich bloß das einfache und dadurch auch irgendwie langweilige Leben. Du bist es so stark gewohnt, ständig neue Szenarien zu sehen und im Alltag passiert das in dieser Frequenz einfach nicht.
Deine Konzentration für andere Dinge, zum Beispiel ein Buch zu lesen sinkt dadurch enorm. Das zieht nach einiger Zeit auch Folgen für dein Essverhalten nach sich.
Beim Essen passiert in der Regel nicht sonderlich viel, es sind kaum spannenden Impulse vorhanden. Du hast zwar natürlich den Geruch und Geschmack, aber rein visuell passiert nichts.
Daher fällt es dir zunehmend schwerer, dich einfach nur auf dein Essen zu konzentrieren und deine Aufmerksamkeitsspanne sinkt. Achtsames Essen ist mit der Zeit kaum noch möglich.
Langeweile ist mittlerweile für viele ganz unerträglich geworden. Es gibt kaum einen Moment, in dem wir nicht eine kurze Auszeit nutzen, um uns auf dem Smartphone mit Social Media berieseln zu lassen. Die Bushaltestelle, das Wartezimmer, sogar während wir eigentlich eine Serie auf Netflix schauen.
Langeweile darf auf keinen Fall aufkommen. Das hat einen einfachen Grund: Jeder möchte die Konfrontation mit eventuellen Problemen, die fast jeder mit sich trägt, vermeiden. Ist dir jedoch langweilig, beginnt dein Gedankenkarussell unweigerlich seine Fahrt. Mitunter kann das richtig unangenehm oder sogar schmerzhaft werden.
Also suchst du lieber einen Reiz von außen, damit du dich damit vorerst nicht auseinandersetzen musst. Das hast du dir so stark antrainiert, dass du beim ersten Anzeichen von Langeweile auf jeden Fall etwas dagegen tun musst. Ist das Handy einmal nicht greifbar, dann gehst du eben zum Kühlschrank.
Wenn du noch mehr zum Thema Essen aus Langeweile suchst, dann lies auch meinen Artikel: Essen aus Langeweile: Was du dagegen tun kannst.
Wie du siehst, haben die sozialen Medien großen Einfluss auf dein Essverhalten. Doch genauso wie du selbst entscheidest, welche Inhalte du auf Instagram und Co. zu sehen bekommst, kannst du dich bewusst entscheiden, diesen Einfluss wieder zu minimieren. Dafür habe ich folgende drei Tipps:
Du musst nicht hunderten von Menschen folgen. So viel Input kannst du gar nicht verarbeiten. Es ist also höchste Zeit, dass du deine Kanäle ordentlich ausmistest. Schaue dir bewusst die Inhalte an, denen du folgst und hinterfrage, ob sie dir wirklich guttun. Musst du dich mit jemandem vergleichen, der vielleicht an sechs Tage in der Woche im Fitnessstudio ist, weil er damit sein Geld verdient? Du bist das nicht, daher bringt es dir auch nichts, ihrem oder seinem Leben zu folgen und blind nachzueifern.
Behalte nur die Menschen in deinem Feed, deren Content dir ein gutes Gefühl vermittelt, dich motiviert und inspiriert.
Klingt schwierig, ist es aber letztendlich gar nicht. Gönne dir Auszeiten von den sozialen Medien. Das muss natürlich kein 30-tägiger „Entzug“ sein, aber du könntest mit einem “offline-Tag” in der Woche starten.
Einfach das Smartphone ausschalten und andere Dinge machen. Vielleicht ist es doch an der Zeit für ein neues Hobby oder einen schönen Ausflug mit dem Partner*in. Du wirst garantiert überrascht sein, wie viel mehr Zeit du plötzlich an so einem Tag hast. Nutze sie!
Warum hast du dein Handy gerade jetzt wieder zur Hand genommen? Suchst du Ablenkung oder wirklich Inspiration?
Prüfe, in welchen Momenten du die sozialen Medien besuchst und lege das Smartphone wieder weg, wenn du merkst, dass es lediglich der Ablenkung dient. So kannst du mit der Zeit trainieren, die sozialen Medien bewusster und gesünder zu nutzen.
Natürlich können soziale Medien dein Essverhalten auch positiv beeinflussen, wenn du dir zum Beispiel Inspiration für gesunde Gerichte holst oder dich motivieren lässt doch etwas mehr Sport in deinen Alltag zu integrieren. Das geschieht aber nur, wenn du Social Media bewusst nutzt und es nicht lediglich zur Ablenkung verwendest. Hat Social Media auch dein Essverhalten verändert? Erzähle uns davon in den Kommentaren!
2 Comments
Liebe Bastienne,
das beobachte ich bei mir in letzter Zeit auch besonders kritisch. Vor allem Instagram zeigt mir eine Welt, die so gar nicht aussieht wie meine. Daher miste ich nun regelmäßig Accounts aus, die mir eigentlich nicht gut tun und fühle mich so enorm viel besser!
Vielen Dank für die Erinnerung, es auch weiterhin zu tun!
Liebe Bastienne,
deine Sichtweise hat mir sehr geholfen mich weiterzubringen für mein Fachreferat in Soziologie. Vielen Dank,
Lg:)