Du bist was du isst – nie war dieser Spruch treffender als in der heutigen Zeit. Essen ist längst nicht mehr nur dazu da, uns satt zu machen. Es gibt mittlerweile viele verschiedene Ernährungsformen. Dabei nutzen wir diese immer häufiger, um uns auszudrücken. Nicht selten kommt es dadurch zu kleinen Rivalitäten, wenn sich jemand anders ernährt. Ich zeige dir, warum das so ist, was eine Ernährungsform aussagen kann und wie du in Zukunft ein Essverhalten entwickeln kannst, dass zu dir passt.
Berlin – das perfekte Beispiel. Ein Hotspot für viele Menschen, die nicht den üblichen Konventionen entsprechen möchten. Hier kann jeder seine Individualität ausleben und das trifft auch auf das Thema Ernährung zu.
In kaum einer anderen Stadt in Deutschland findet man so eine bunte Vielfalt an unterschiedlichen Ernährungsformen. Vegetarisch oder rohköstlich vegan, halal oder koscher, Laktose- oder Glutenfrei. Doch nicht jede Ernährungsform ist nur gesundheitlich oder religiös begründet.
Immer häufiger unterstreichen Menschen damit ihre Werte und Charaktereigenschaften und nicht selten entstehen dadurch auch kleine zwischenmenschliche Neckereien und Rivalitäten.
Doch warum kommt es eigentlich dazu und auf welcher Grundlage entscheiden wir uns überhaupt für eine bestimmte Ernährungsform?
Nie war dieser Spruch treffender als in der heutigen Zeit. Essen ist längst nicht mehr nur dazu da, uns satt zu machen und unser Überleben zu garantieren.
Viele leben heute im Überfluss und können bei der Nahrungsauswahl wählerisch sein. An jeder Ecke bekommen wir bezahlbare Nahrungsmittel ganz nach unserem Geschmack.
Warum also nicht die Ernährungsform dafür nutzen, um die persönlichen Interessen zu unterstreichen?
Wenn dein Fokus auf Nachhaltigkeit liegt, kannst du auf saisonale Produkte aus der Umgebung zurückgreifen und so die Umwelt durch unnötige Transporte schonen.
Vielleicht möchtest du besonders gesund leben und wählst daher vorrangig viel frisches Gemüse, statt Fertigmahlzeiten.
Egal, auf was du in deinem Leben großen Wert legst, du kannst es durch deine Ernährungsform zum Ausdruck bringen.
Sozial kulturelles Essen – so der Fachausdruck – bedeutet eine bewusste Ernährungsweise, die viel über dich verrät. Die Nahrungsmittelauswahl wird dabei eingesetzt, um sich und seine Interessen auszudrücken:
Zum Beispiel können Lebensmittel als Statussymbol gelten. Jeder weiß, dass Kaviar ein absolutes Luxusgut ist. Isst du Kaviar zeigst du damit, dass du dir diesen Lebensstil leisten kannst und Wert auf teure und extravagante Lebensmittel legst.
Auch die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau kann über die Wahl des Essens verstärkt werden. Bestimmte Lebensmittel werden nämlich schnell einem Geschlecht zugeordnet. Während der leichte gemischte Salat als “ladylike” gilt, ist das deftige Steak in den Köpfen vieler Leute eher ein “Männeressen”.
Demnach kann durch die Wahl der Lebensmittel auch die Weiblichkeit oder Männlichkeit unterstrichen werden.
Neben einzelnen Lebensmitteln kann man jedoch auch mit bestimmten Ernährungsformen eine Geschichte über sich selbst erzählen.
Vegetarisch, Paleo, low carb, vegan, Rohkost – jeder Essstil steht für bestimmte Interessen oder moralische Werte.
Ernährungsformen sind etwas sehr individuelles. Warum kommt es dann überhaupt zu Rivalitäten oder Konflikten, wenn unterschiedliche Ernährungsformen aufeinandertreffen?
Es gibt zahlreiche Beispiele dafür. Ich veranschauliche es anhand der veganen Ernährung, da ich mich in der Vergangenheit selbst bei diesem – völlig unnötigen – Wetteifer ertappt habe.
Kurze Erklärung: Veganer verzichten bei ihrer Ernährung auf alle tierischen Produkte. Fleisch wird daher ebenso wenig gegessen wie Eier, Milch oder Käse.
Veganer werden mit einer ganzen Reihe Eigenschaften in Verbindung gebracht: Selbstdisziplin, Engagement, Rücksichtnahme, Interesse am Tierschutz, Nachhaltigkeit, Verantwortung der Umwelt gegenüber usw.
Aus diesem Grund werden Veganer häufig als die „besseren Menschen“ tituliert. Doch diese Aussage ist nicht nur positiv belegt. Häufig schwingt dabei ein gewisser Unterton mit.
Es kommt immer wieder zu abfälligen Bemerkungen und oft wird die vegane Ernährungsform sogar ins Lächerliche gezogen.
Hintergrund ist dabei oftmals, dass viele Leute sich indirekt verurteilt fühlen, sobald sie gemeinsam mit Veganern an einem Tisch sitzen. Sie fühlen sich ein Stück weit vorgeführt, da sie nicht zu den “Gutmenschen gehören”.
Eine typische Reaktion: Angriff ist die beste Verteidigung. Ohne dass das Gespräch überhaupt auf die Ernährungsform kommt, reagieren viele Fleischesser mit abwertenden Kommentaren.
Natürlich gibt es auch die Veganer, die so überzeugt von der eigenen Ernährung sind, dass sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit „missionieren“ möchten. Das verstärkt das abwertende Verhalten ungemein.
Durch Studien konnte man diese Handlungsweise etwas erklären.
Veganer und nicht Veganer wurden in zwei Gruppen unterteilt und sollten für die jeweils anderen beschreibende Worte finden.
Während circa die Hälfte der Fleischesser direkt abwertende Begriffe wie „arrogant“ oder „selbstgerecht“ gewählt hat, fiel das Urteil der Veganer deutlich milder aus.
Die Angst, für die eigene Ernährungsform verurteilt zu werden, scheint also bei den Fleischessenden entsprechend groß und reicht für unpassende Kommentare aus.
Diese Rangeleien entstehen ebenfalls zwischen anderen Ernährungsformen. Der Auslöser ist meistens jedoch nicht ein wirkliches Problem, sondern eher die eigene Angst, von jemand anderen abgelehnt oder verurteilt zu werden.
Die Nahrungsauswahl kann etwas sehr Persönliches sein. Durch unsere Ernährungsform können wir uns ausdrücken und unsere Individualität und Identität unterstreichen. Dabei kommt es unweigerlich zu kleinen Rivalitäten mit anderen.
Jeder Mensch tickt anders, hat andere gesundheitliche oder moralische Vorgaben und Werte und dadurch völlig unterschiedliche Anforderungen an die eigene Ernährungsform. Und das ist auch gut so!
Wichtig ist, dass du dich mit deiner eigenen Ernährung auseinandersetzt und nicht einfach einem Trend nacheiferst. Denn passt ein Stil nicht wirklich zu dir oder du bist nicht ganz überzeugt, kann es schnell in das Gefühl des Verzichts umschlagen. Egal, ob du Kalorien sparen oder keinen Käse mehr essen darfst.
Was wir uns verbieten, wollen wir jedoch umso mehr. So kann es schnell zu unachtsamem Essverhalten, zum heimlichen Essen, Stressessen oder auch zum nächtlichen Essen kommen. Du hörst nicht mehr auf deine natürlichen Signale, isst vielleicht mehr als du brauchst und lässt dein Leben von einer Ernährungsform bestimmten, die nicht gut für dich ist.
Daher rate ich dir: Probiere dich aus! Informiere dich über die verschiedenen Ernährungsformen und gleiche sie mit deinen Werten und Bedürfnissen ab. Passt ein Stil wirklich zu dir und kannst du dir vorstellen, dich auch in zwei, fünf und zehn Jahren noch so zu ernähren, ohne dass du das Gefühl hast, dir etwas verbieten zu müssen?
Wenn du das herausgefunden hast, dann gilt: Leben und leben lassen. Denn was der andere auf seinen Teller packt, ist nicht „dein Bier“!
Hast du schon Erfahrungen mit Rivalitäten bezüglich der Ernährungsform in deinem Umfeld erlebt? Dann freue ich mich, wenn du uns in den Kommentaren an deinen Erlebnissen teilhaben lässt.