VERSUCHUNGEN BEIM ABNEHMEN WIDERSTEHEN

Ich liebe es, Pläne zu schmieden: „Ab morgen esse ich nur noch drei Mahlzeiten, möglichst kalorienarm und zwischendurch gibt es nicht.“ Bingo, dann sollte ich ja in drei Monaten schlank und rank sein. Wie schön wäre es doch wäre, wenn alles so klappen würde wie geplant.

Was ich bei meinen Planungen jedoch selten berücksichtige, sind Geburtstagsfeiern, Sommerfeste oder Hochzeiten. Anders gesagt, Events, bei denen eine Versuchung nach der anderen lauert.

 

WIE KANN MAN DER VERSUCHUNG WIDERSTEHEN?

Zunächst muss man zwischen der geplanten und der spontanen Versuchung unterscheiden.

Die spontane Versuchung kommt ganz unverhofft. Zum Beispiel, wenn du bei einer Freundin eingeladen bist, sie zur Feier des Tages einen Kuchen gebacken hat und dich damit überrascht. Doch dazu später mehr…

Geplante Versuchungen hingegen sind beispielsweise die bereits erwähnten Feste und Events. Bei denen ist es absehbar, dass du mit den leckersten Schlemmereien konfrontiert wirst. Das heißt, du kannst bereits Tage im Voraus planen, wie du mit dieser Situation umgehen wirst.

Dabei gibt es verschiedene Strategien, die ich dir heute vorstellen werde. Je nachdem, was für ein Typ du bist, wird dir eine dieser Strategien besonders liegen. Probiere dich einfach etwas aus, bis du deine ganz persönliche Lösung gefunden hast.

 

 

DER „AUSGLEICHER“

Der Ausgleicher plant bereits im Voraus. Wenn er weiß, dass am Sonntag ein großes Event mit einem großen Essensangebot ansteht, dann tritt er die Tage zuvor etwas kürzer.

Das heißt, er spart bereits ab Mittwoch oder Donnerstag Kalorien ein, indem er auf Zwischenmahlzeiten verzichtet oder kleinere Portionen isst. Ziel dabei ist es, durch die Kalorienersparnis der Vortage mehr am Tag des Events essen zu können.

Falls du diese Strategie verfolgst, dann achte darauf, dass du nicht vollkommen die Kontrolle verlierst, wenn du den leckeren Versuchungen ausgesetzt bist.

Zwar hast du in den Vortagen Kalorien eingespart, wodurch du problemlos mehr essen kannst. Allerdings solltest du deinen Kalorienbedarf im Schnitt nicht überschreiten. Solltest du zuvor 1000 Kalorien gespart haben, isst am Tag des Events jedoch 4000 Kalorien (und glaub mir, das geht schneller, als man denkt!), dann hast du im Schnitt eine positive Kalorienbilanz.

Wenn du abnehmen möchtest, sollte diese jedoch negativ sein.

Solange du am Tag der Versuchung noch halbwegs den Überblick behältst, kann diese Methode durchaus sinnvoll sein.

 

DER „SPORTLICHE“

Wenn du keine Lust hast, im Voraus zu verzichten, aber trotzdem bei der Feier schlemmen möchtest, dann musst du die negative Energiebilanz auf eine andere Art und Weise erreichen. Vorausgesetzt, du möchtest weiterhin Gewicht verlieren.

Da lautet die Lösung: Sport! Bei dieser Strategie solltest du vor dem Event oder danach (oder beides) Sport treiben. Besonders eignet sich hier Ausdauersport, da du dabei viele Kalorien verbrennst.

Aber Achtung, auch hier musst du aufpassen. Viele überschätzen den Kalorienverbrauch durch die Sporteinheit und unterschätzen die Kalorienaufnahme beim Essen.

Solltest du also 500 Kalorien beim Laufen oder Radfahren verbrennen, wäre es fatal, wenn du durch die Versuchungen zusätzlich 1500 Kalorien zu dir nimmst.

Zu Beginn wäre es da eventuell sinnvoll, die Kalorien im Groben zu überschlagen – auch wenn ich eigentlich kein Freund des Kalorienzählens bin. Dennoch kann es anfangs sinnvoll sein, um ein Feeling für deine Kalorienaufnahme zu bekommen.

 

DER „PLANER“

Dazu gehöre ich inzwischen. Wenn ich zu einer Party eingeladen werde, entscheide ich zuvor, wie ich mit den Versuchungen an diesem Abend umgehen werde. Meist versuche, ich einen Mittelweg zu finden. Das heißt, ich erlaube es mir beispielsweise, einen Teller des Hauptgerichts und einen Nachtisch zu essen.

So habe ich das Gefühl, nicht verzichten zu müssen. Dennoch gerate ich nicht in ein unkontrolliertes Essverhalten, da ich einen roten Faden habe, an dem ich mich orientieren kann.

Allerdings geht jeder mit solchen Situationen anders um. Wichtig ist es nur, dass du dir bereits im Voraus Gedanken dazu machst, wie du dich verhalten wirst. Tust du das nicht, wirst du wahrscheinlich impulsiv entscheiden. Und aufgrund des großen Essensangebotes isst man dann meist doch mehr als gewollt.

 

SPONTANE VERSUCHUNGEN

Bei den spontanen Versuchungen hingegen hast du nicht die Möglichkeit, vorher einen Plan zu schmieden. Du wirst der Versuchung direkt ausgesetzt, ohne zuvor eine klare Entscheidung getroffen zu haben.

Wenn deine Freundin also ganz überraschend einen Kuchen für euch backt, ist es besonders wichtig, dass du dir nochmal bewusst machst, was dein eigentlicher Vorsatz ist und weshalb du ihn erreichen möchtest.

 

SICH NOCHMAL SAMMELN

Nimm dir eine Minute und sammle dich. Mache dir bewusst, wo du gerade stehst und was du erreichen möchtest. Beantworte diese drei Fragen für dich im Kopf:

Warum möchte ich abnehmen?

Was ist mein Ziel?

Bringt mich dieses Verhalten meinem Ziel näher?

Ich persönlich trage immer einen kleinen Zettel in meinem Portemonnaie mit mir, auf dem ich genau diese Frage schriftlich ausführlich beantwortet habe. Immer, wenn ich in eine brenzlige Lage komme, denke ich an den Zettel, was mir einen kleinen Motivationsschub gibt.

 

TRIFF EINE ENTSCHEIDUNG

Nachdem du dir eine Minute Zeit genommen und über deine Motivation nachgedacht hast, musst du nun eine Entscheidung treffen. Isst du den Kuchen, den deine Freundin gebacken hat, oder nicht?

Im Prinzip gibt es nur drei Optionen. Entweder du verzichtest, du erlaubst dir ein bisschen was oder du erlaubst es dir, ausnahmsweise mal zu schlemmen. Und hierbei gibt es kein Richtig oder Falsch. Manchmal muss man sich auch etwas erlauben, um anschließend motiviert und fokussiert weiterzumachen.

Wichtig ist dabei nur, dass du eine bewusste Entscheidung triffst und diese anschließend nicht bereust. Selbst wenn du zwei Stücke Kuchen gegessen hast, so ist das einzige, was zählst, dass du dich anschließend wieder motivieren kannst und am Ball bleibst.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Entscheidungen das A und O sind. Unabhängig davon, welche Entscheidung du triffst, ist es wichtig, dass diese bewusst stattfindet und nicht impulsiv und unüberlegt ist. Wer langfristig abnehmen möchte, wird früher oder später mit genau solchen Versuchungen konfrontiert. Also schmiede dir schon mal einen Plan, damit du gut vorbereitet bist.

 

6 Comments

  1. Bärbel Reichenbaecher sagt:

    Hallo Bastienne
    Viele Jahre kämpfe ich mit Diäten, Ernährungsumstellung und Sport die kg fallen und ratz fatz sind sie doppelt drauf. In meinen Gedanken geht’s immer darf ich oder nicht. Jetzt werde ich 60 Jahre und bin froh das ich deine Seite gefunden habe.
    Dankeschön Bärbel

    • Bastienne sagt:

      Hallo liebe Bärbel,

      vielen Dank für dein Feedback. Mich freut es riesig zu lesen, dass dir meine Seite gefällt. Ich wünsche dir auf deinem weiteren Wege alles Gute.

      Ganz liebe Grüße,
      Bastienne

  2. Angela sagt:

    Hallo Bastienne,
    ich bin vor Kurzem bei Amazon über dein Buch gestolpert – habe beide Bücher auch bestellt und gelesen – und verfolge gerne deinen Podcast.
    Du sprichst mir aus der Seele und bestätigst damit mein Gefühl, dass der Kopf beim Abnehmen mitmachen muss und es sehr, sehr viele Mechanismen gibt, die aufgeschlüsselt und gesehen werden müssen (ich schreibe bewusst nicht hinterfragt, da ich gerne wertfrei bleiben möchte und dieses Wort gleich einen negativen Touch hat), um dauerhaft abzunehmen.
    Ich bin 38 Jahre alt, habe seit Kindertagen Übergewicht und momentan bringe ich es auf 115 kg. Bei meiner Größe fast 40 kg zuviel. Auch ich habe viele Abnehmprogramme versucht. Zuletzt habe ich es geschafft, mein Gewicht auf 99kg zu reduzieren. Doch allein im vergangenen Jahr habe ich diesen Erfolg wieder draufgefuttert. Es ist so schwer zu beurteilen, und damit ehrlich zu sich zu sein, woran das liegt. Dazu kommt ebenfalls, wie bei dir, die Diagnose der ausgeprägten Insulinresistenz.
    Zum Glück habe ich eine Ärztin, die dem Thema Ernährung viel Beachtung schenkt und mich nach der deutlichen Zunahme zur Ernährungsberatung schickt. Ich hoffe sehr, dass dort auch psychologische Aspekte zum Tragen kommen.
    Ich schreibe das alles, um anderen zu zeigen, dass sie nicht allein sind. Und ich möchte besonders dir, liebe Bastienne, danken, dass du das wichtige Thema der Ernährungspsychologie ansprichst und auf so persönliche Art und Weise mit der eigenen Vergangenheit uns Hörern und Lesern nah bringst.
    Ich hoffe sehr, dass ich u.a. auch mit deiner Hilfe meine Ernährungsgewohnheiten aufschlüsseln kann und einen Weg finde, mit den ewigen Versuchungen verantwortungsbewusst umzugehen. Denn letztendlich trage ich ja die Verantwortung für meinen Körper und dessen Gesundheit. Das ist mir klar. Zu wissen aber, wieso ich lieber zum Süßkram greife als zur Wasserflaschen… Da bin ich auf dem Weg es zu lernen.
    In diesem Sinne : mach bitte weiter so!!!

    • Bastienne sagt:

      Hallo liebe Angela,

      ich danke dir vielmals, dass du deine Geschichte aber auch deine Erfahrungen mit uns teilst. Super wertvoll! Und vielen Dank auch für das liebe Feedback zu meiner Arbeit.

      Dir kann ich ebenfalls nur mitgeben: Mach weiter so!!!

      Ich wünsche dir für deinen weiteren Weg alles erdenklich Gute,
      Bastienne

  3. Anonym sagt:

    Hallo Frau Neumann!
    Seit ungefähr 4 Jahren bin ich im leichten Übergewicht und mittlerweile bin ich auf 64kg (mit 14Jahren)! Ich versuche sehr den „Essattacken“ zuwiederstehen, aber schaufe es nur sehr selten… Wenn ich diese Attacken habe, denke ich an nichts weitere als an das Essen. Gibt es irgendwelche Methoden wie ich das Gut wiederstehen kann? Meine Eltern haben mich einen Contract unterschreiben lassen und meine kleine Schwester soll auf mich aufpassen- aber das klappt auch wieder nicht so gut. Ich enttäusche sie sehr oft damit- obwohl ich das gar nicht möchte…?
    Könnsten sie mir bitte einen Tipp geben?

    Vielen Lieben Dank!

    • Bastienne sagt:

      Heyhey,

      Vielen Dank für deinen Kommentar. Ich denke in deiner Situation ist es vor allem wichtig zu hinterfragen, welche Gründe hinter den Essattacken stecken.

      In der Regel in es nicht körperlicher Hunger (schließlich gehen Essattacken meist über die körperliche Sättigung hinaus). Stattdessen wird das Essen häufig als Kompensationsstrategie genutzt, um Herausforderungen im Leben zu bewältigen. Deshalb ist es sehr wichtig herauszufinden, was dahinter steckt und sich dann mit diesen Herausforderungen auseinanderzusetzen.

      Bist du glücklich in der Schule oder setzt dich der Leistungsanspruch zu sehr unter Druck?
      Fühlst du dich wohl in deinem Freundeskreis?
      Bist du zufrieden mit dir (Thema Selbstliebe)
      Fehlt dir etwas in deinem Leben?

      Erkennst du die dahinterstehenden Herausforderungen und arbeitest an diesen brauchst du das Essen wohlmöglich gar nicht mehr als Kompensationsstrategie.

      Ein anderer Grund könnte aber auch ein Nährstoffmangel sein. Fehlen deinem Körper Nährstoffe, signalisiert er solang ein Hungergefühl, bis der Nährstoffmangel ausgeglichen ist – dies kann auch in einer Essattacken enden. (Ein Nährstoffmangel lässt sich durch ein großes Blutbild beim Arzt herausfinden).

      Eine weitere Frage wäre: Trinkst du genug Wasser. Manchmal fällt es uns schwer zwischen Durst und Hunger zu unterscheiden. Wir nehmen lediglich wahr, dass uns etwas fehlt und greifen deshalb zum Essen. Doch wenn eigentlich Durst dahinter steckt, befriedigt uns das Essen nicht, also essen wir mehr uns mehr… Ca. 2 Liter Wass solltest du am Tag zu dir nehmen 🙂

      Hörer dir auch gerne folgende Podcastfolgen an, vielleicht findest du dort auch einen relevanten Hinweis für dich

      #013 Fressattacken bändigen
      #014 Emotionales Essen

      Oder ließ dir folgenden Artikel durch
      #062 Wenn wir Hunger und Durst verwechseln

      Ich schicke dir ganz liebe Grüße und wünsche alles Gute für deinen weiteren Weg,
      Bastienne

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*